Eigentlich sollte das 30jährige Bestehen unserer Elterninitiative im Rahmen des diesjährigen Sommerfestes gebührend gefeiert werden – nun wird es wegen der „Corona-Krise“ kein Sommerfest und somit auch keine „Geburtstagsfeier“ geben. Vielen ist aber auch ohnehin nicht zum Feiern zumute, da die zeitweise großen Einschränkungen des Betriebs unserer Kita viele Familien vor große Probleme bei der Betreuung ihrer Kinder gestellt haben und teilweise auch noch immer stellen.

Der Blick in die Gründungsphase unserer Elterninitiative zeigt auf, dass es vor 30 Jahren –auch ohne Corona – sehr ähnlich war, denn es gab damals für viele Familien überhaupt keine Möglichkeit, eine Betreuungseinrichtung für ihre Kinder zu finden. In den Bereichen Wahlscheid, Neuhonrath, Agger und Honrath standen Anfang der 1990er Jahre nur für jedes zweite Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren Kindergartenplätze (Betreuung 8.00 – 12.00 Uhr) zur Verfügung. Das führte in der Praxis dazu, dass Kinder erst im Alter von durchschnittlich viereinhalb Jahren einen Betreuungsplatz bekamen. Angebote für Über-Mittag-Betreuung und für Schulkinder (damalige Bezeichnung: Hortplätze) waren in unserem Gebiet überhaupt nicht vorhanden.

Unsere Elterninitiative wurde angesichts dieser Ausgangslage daher wahrlich nicht aus „Lust und Laune“ gegründet, sondern als Notgemeinschaft, um die Betreuungssituation spürbar zu verbessern. Die Gemeinde Lohmar und die hiesigen Kirchen sahen sich damals nicht in der Lage, dem gestiegenen Bedarf durch Erweiterung bzw. Neubau eigener Einrichtungen kurz-und mittelfristig gerecht zu werden.

Bei einem informellen Treffen im Frühjahr 1990 empfahlen der damalige (ehrenamtliche) Bürgermeister Rolf Lindenberg und der damalige Gemeindedirektor Horst Schöpe den betroffenen Familien, eine Elterninitiative zu gründen und damit selbst Träger einer Kindertageseinrichtung zu werden. Die Gemeinde würde dann ihrerseits den gemeinnützigen Verein in der Planungs- und Realisierungsphase tatkräftig unterstützen.

Bei weiteren Sondierungsgesprächen wurden dann die Grundvoraussetzungen einer Win-Win-Situation für die Gemeinde und die jungen Familien ausgelotet:

  • Da die Genehmigungs- und Zuschussverfahren für Elterninitiativen politisch priorisiert wurden, war die Realisierung der „Villa“ in privater Trägerschaft in rund zwei Jahren zu erwarten – bei einer neuen Einrichtung in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft waren dafür mindestens vier Jahre zu veranschlagen.
  • Die Zuschüsse zu den Bau- und Betriebskosten von Land und Kreis fielen für eine private Elterninitiative erheblich höher aus als für eine Einrichtung in kommunaler Trägerschaft. Somit konnte die Gemeinde Lohmar (damals wie heute) eine Menge Geld gegenüber dem Betrieb einer eigenen Einrichtung einsparen. Sie verpflichtete sich aber gegenüber der Elterninitiative, das benötigte Grundstück kostenfrei zu verpachten, Gelder für den Bau und den laufenden Betrieb zuzuschießen und dauerhaft den eigentlich von den Eltern aufzubringenden finanziellen Trägeranteil zu übernehmen.

Auf Grundlage dieses Abstimmungsprozesses setzten dann schließlich 30 Mütter und Väter am 6. Juni 1990 in der damaligen Gaststätte „Luisenhöhe“ in Neuhonrath ihre Unterschriften unter die von einer Eltern-AG ausgearbeitete Vereinssatzung. Die Elterninitiative Villa Regenbogen war damit offiziell gegründet und wurde anschließend ins Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.

Zwei Jahre später konnten dann 86 Kinder zwischen drei und zehn Jahren die neu erbaute „Villa Regenbogen“ in Besitz nehmen und unterschiedliche, zum Teil damals völlig neue Betreuungsangebote nutzen. Natürlich sind in den darauf folgenden 28 Jahren die Strukturen unserer Tageseinrichtung immer wieder den jeweils aktuellen Bedarfen angepasst worden. Einen generellen „Betreuungsnotstand“ wie Anfang der 1990er Jahre hat es anschließend aber nicht mehr gegeben – bis Corona kam …

Der Blick auf die schwierige Ausgangssituation für die „Gründermütter und – väter“ Anfang der 1990er Jahre kann sicherlich heute nicht diejenigen trösten, die stark unter den aktuellen Corona-Beschränkungen gelitten haben und leiden. Das damalige Engagement zum Umgang mit einer Problemlage kann aber vielleicht als roter Faden für das Grundpotenzial einer Elterninitiative aufgegriffen werden, nämlich solidarisch und praxisorientiert das Beste aus ungünstigen Rahmenbedingungen zu machen. Dann werden wir auch die „Corona-Krise“ meistern und hoffentlich in zwei Jahren das 30jährige Bestehen unserer „Villa Regenbogen“ (die Einweihung war am 2.9.1992) unter möglichst „normalen“ Umständen feiern können.

Udo Behrendes (Vorsitzender der Elterninitiative von 1990-1994)

Spatenstich durch Bürgermeister Rolf Lindenberg und Udo Behrendes
Spatenstich durch Bürgermeister Rolf Lindenberg und Udo Behrendes

Die erste Satzung
Die erste Satzung

Unterschriften
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