In die Gründungsphase unserer Elterninitiative vor 30 Jahren, gab es für viele Familien überhaupt keine Möglichkeit eine Betreuungseinrichtung für ihre Kinder zu finden.
In den Bereichen Wahlscheid, Neuhonrath, Agger und Honrath standen Anfang der 1990er Jahre nur für jedes zweite Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren Kindergartenplätze (Betreuung 8–12.00 Uhr) zur Verfügung. Das führte in der Praxis dazu, dass Kinder erst im Alter von durchschnittlich viereinhalb Jahren einen Betreuungsplatz bekamen. Angebote für Über-Mittag-Betreuung und für Schulkinder (damalige Bezeichnung: Hortplätze) waren in unserem Gebiet überhaupt nicht vorhanden.
Unsere Elterninitiative wurde angesichts dieser Ausgangslage daher wahrlich nicht aus „Lust und Laune“ gegründet, sondern als Notgemeinschaft, um die Betreuungssituation spürbar zu verbessern. Die Gemeinde Lohmar und die hiesigen Kirchen sahen sich damals nicht in der Lage, dem gestiegenen Bedarf durch Erweiterung bzw. Neubau eigener Einrichtungen kurz- und mittelfristig gerecht zu werden.
Bei einem informellen Treffen im Frühjahr 1990 empfahlen der damalige (ehrenamtliche) Bürgermeister Rolf Lindenberg und der damalige Gemeindedirektor Horst Schöpe den betroffenen Familien, eine Elterninitiative zu gründen und damit selbst Träger einer Kindertageseinrichtung zu werden. Die Gemeinde würde dann ihrerseits den gemeinnützigen Verein in der Planungs- und Realisierungsphase tatkräftig unterstützen.
Bei weiteren Sondierungsgesprächen wurden dann die Grundvoraussetzungen einer Win-Win-Situation für die Gemeinde und die jungen Familien ausgelotet:
- Da die Genehmigungs- und Zuschussverfahren für Elterninitiativen politisch priorisiert wurden, war die Realisierung der „Villa“ in privater Trägerschaft in rund zwei Jahren zu erwarten – bei einer neuen Einrichtung in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft waren dafür mindestens vier Jahre zu veranschlagen.
- Die Zuschüsse zu den Bau- und Betriebskosten von Land und Kreis fielen für eine private Elterninitiative erheblich höher aus als für eine Einrichtung in kommunaler Trägerschaft. Somit konnte die Gemeinde Lohmar (damals wie heute) eine Menge Geld gegenüber dem Betrieb einer eigenen Einrichtung einsparen. Sie verpflichtete sich aber gegenüber der Elterninitiative, das benötigte Grundstück kostenfrei zu verpachten, Gelder für den Bau und den laufenden Betrieb zuzuschießen und dauerhaft den eigentlich von den Eltern aufzubringenden finanziellen Trägeranteil zu übernehmen.
Auf Grundlage dieses Abstimmungsprozesses setzten dann schließlich 30 Mütter und Väter am 6. Juni 1990 in der damaligen Gaststätte „Luisenhöhe“ in Neuhonrath ihre Unterschriften unter die von einer Eltern-AG ausgearbeitete Vereinssatzung. Die Elterninitiative Villa Regenbogen war damit offiziell gegründet und wurde anschließend ins Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.
Zwei Jahre später konnten dann 86 Kinder zwischen drei und zehn Jahren die neu erbaute „Villa Regenbogen“ in Besitz nehmen und unterschiedliche, zum Teil damals völlig neue Betreuungsangebote nutzen. Natürlich sind in den darauf folgenden 28 Jahren die Strukturen unserer Tageseinrichtung immer wieder den jeweils aktuellen Bedarfen angepasst worden. Einen generellen „Betreuungsnotstand“ wie Anfang der 1990er Jahre hat es anschließend aber nicht mehr gegeben.
Der Blick auf die schwierige Ausgangssituation für die „Gründermütter und –väter“ Anfang der 1990er Jahre ist für uns nicht nur historisch sondern auch perspektivisch sehr wichtig.
Das damalige Engagement zum Umgang mit einer Problemlage haben wir als roten Faden für unsere Elterninitiative aufgegriffen, nämlich solidarisch und praxisorientiert das Beste aus ungünstigen Rahmenbedingungen zu machen. Damit haben wir gemeinsam die Coronabeschränkungen überstanden und werden so auch die nächsten Krisen meistern.